Rodeo Newsletter

Seit 20 Jahren sind die Jungs von ZSK nun schon laut gegen Nazis. Im Interview schwelgt Sänger Joshi in Erinnerungen an die Anfänge der Band und vergangene Auftritte auf dem Ruhrpott Rodeo. Außerdem spricht er über das neue Album „Hallo Hoffnung“, von dem sie bereits erste Songs mitbringen werden.


Fotocredit: Matthias Zickrow

Ihr feiert dieses Jahr 20 Jahre ZSK - wie blickst du auf die vergangenen zwei Jahrzehnte zurück?
Ich bin vor allem ziemlich glücklich und dankbar. Dass wir tatsächlich an den Punkt kommen, an dem wir auf 20 Jahre zurückblicken können, hätten wir nie für möglich gehalten. Das ist schon verrückt.

Zum ersten Mal habe ich euch vor 18 Jahren zusammen mit Blowing Fuse in einem nordhessischen Dorfgemeinschaftshaus live gesehen. Was würdest du dem Joshi von damals gerne mit auf den Weg geben?
Echt, da warst du? Das ist ja krass. Gute Zeiten waren das damals mit Blowing Fuse, jedes Konzertwochenende das totale Abenteuer. Tolle Jungs. Was ich meinem jüngeren Ich sagen würde, ist einfach: „Joshi, ändert bitte sofort euren Bandnamen in einen Coolen, den jeder versteht. Noch hast du die Chance, denn euer erstes Album erscheint erst in zwei Jahren. Danach ist es zu spät!“

Festival-Vorfreude

Was das Ruhrpott Rodeo betrifft, seid ihr ja bereits alte Hasen. Welche Erinnerungen verbindet ihr mit dem Festival?
Das schönste am Ruhrpott Rodeo ist, dass es ein großes Familientreffen ist. Sowohl auf der Bühne als auch im Backstage – nur feine Leute. Ich erinnere mich an sehr lustige Abende mit Swiss, Irie Révoltés, Rantanplan, Bad Religion, Against Me! und den Broilers. Letztere sind übrigens nur zum Trinken gekommen und haben selbst gar nicht gespielt.

Was macht das Rodeo für dich aus?
Bei vielen großen Festivals ist das Lineup inzwischen total gemischt. Hip Hop, Techno, Indierock – da kommt alles zusammen. Mich persönlich interessiert da manchmal die Hälfte des Lineups gar nicht. Das ist beim Ruhrpott Rodeo anders. In Hünxe spielen fast nur Bands, die ich mir richtig gerne anschaue. 

Euer neues Album „Hallo Hoffnung“ wird drei Wochen nach dem Festival erscheinen. Worauf dürfen sich eure Fans freuen?
Wir sind total glücklich mit der Platte und ganz sicher, dass die Leute, die uns mögen, das genauso sehen werden. Wir wollen mit dem Album Mut machen und uns bei all denen bedanken, die sich trotz der ganzen Scheiße da draußen weiter engagieren. Und natürlich werden wir auch zum Rodeo schon ein paar neue Songs mitbringen. Auf der Donots-Tour haben wir bereits zwei vorgestellt, das war ein sehr gutes Gefühl.

Gemeinsam gegen Nazis

Schwierige politische Zeiten bringen oft die besten Punkrock-Platten hervor - wie stehst du zu dieser These?
Das sehe ich auch so. Es ist schon sehr beeindruckend, wie beispielsweise damals Bush und zuletzt Trump die alternative US-Musikszene repolitisiert haben. Von diesem Effekt würde ich mir auch sehr viel mehr in Deutschland wünschen. 

Wie können diejenigen „Dampf ablassen“, die weniger musikalisch sind?
 „
Dampf ablassen“ ist vielleicht die falsche Formulierung, wenn es darum geht, gehört zu werden. Man muss vor allem laut sein und sich Verbündete suchen, das haben wir über die Jahre gelernt. Ich denke, da ist noch viel Potenzial. Von Antifas über Gewerkschaften bis hin zu Kunst und Kultur braucht es noch mehr Vernetzung und Druck, um den Nazischweinen eine Ansage zu machen. Punkkonzerte und linke Jugendzentren sind eine der letzten Bastionen, die Jugendlichen einen sicheren Ort bieten – ohne Rassismus, Homophobie und rechte Hetze.

Interview: Diana Ringelsiep